Menschenrechtspolitik der LEGIER Gruppe und SCANDIC Marken

Gültig für: LEGIER Beteiligungs mbH („LEGIER“) und die verbundenen Marken (u. a. SCANDIC PAY, SCANDIC TRADE, SCANDIC ESTATE, SCANDIC FLY, SCANDIC YACHTS, SCANDIC DATA, SCANDIC TRUST, SCANDIC SEC).

 

  1. 1) Vorwort & Selbstverpflichtung

LEGIER bekennt sich uneingeschränkt zur Achtung aller international anerkannten Menschenrechte entlang der gesamten Wertschöpfungskette – in unseren eigenen Tätigkeiten, in unseren Produkten und Dienstleistungen sowie in unseren Geschäftsbeziehungen. Wir richten unsere Sorgfaltsprozesse an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGP) aus und verstehen die Achtung von Menschenrechten als Grundvoraussetzung für nachhaltigen Unternehmenserfolg.

Diese Politik ergänzt und vertieft unser bestehendes Compliance-Framework und unsere Erklärung zur Verhinderung von Sklaverei und menschlicher Ausbeutung („Modern Slavery Statement“).

 

  1. 2) Geltungsbereich & Bezug zu Standards

Geltungsbereich. Diese Politik gilt gruppenweit für alle Einheiten, Marken und Beschäftigten (inkl. Geschäftsführung, Leitungsfunktionen, Arbeitnehmer- und Arbeitnehmerinnen, Werkverträge, befristet Beschäftigte) sowie für Lieferanten und weitere Geschäftspartner, soweit anwendbar.

Externe Rahmenwerke. Umsetzung im Einklang mit:

UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGP),

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR/UDHR),

Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte (IPbpR) & über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (IPwskR),

OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen,

einschlägige EU- und nationale Regelungen, insbesondere Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Deutschland sowie EU-Richtlinie 2019/1937 (Hinweisgeberschutz).

 

  1. 3) Governance & Verantwortlichkeiten

Aufsicht & Ton von oben.

Aufsichts- und Leitungsorgane tragen die Gesamtverantwortung für diese Politik, genehmigen jährliche Pläne sowie Berichte und überwachen Fortschritte.

Die Geschäftsführung stellt die finanziellen und personellen Ressourcen bereit.

Rollen.

Chief Compliance & Human Rights Officer (CCHRO): verantwortlich für Umsetzung, Risikoanalysen, Abhilfe, Berichterstattung (mind. jährlich).

Human Rights, Privacy & Ethics Committee (HRPEC): interdisziplinäres Gremium (Compliance, Recht, Einkauf, HR, Datenschutz/IT-Sicherheit, Produkt, Operations, Kommunikation). Aufgaben: Priorisierung von Risiken, Freigaben für sensible Fälle/Deals, Eskalation an Geschäftsführung.

Externer Beirat für Menschenrechte & Zivilfreiheiten (Advisory Panel): unabhängige Experten und Expertinnen unterstützen bei komplexen Abwägungen und Dual-Use-Fragestellungen (nach dem Vorbild externer PCL-Beratungsgremien).

Meldekultur & Schutz. Wir fördern eine offene Speak-Up-Kultur ohne Vergeltung, mit internen und externen, auch anonymen Meldekanälen (siehe Abschnitt 10).

 

  1. 4) Sorgfaltsprozesse (Human Rights Due Diligence)
  2. 4.1 Risikoanalyse (mind. jährlich / anlassbezogen).

Identifikation, Bewertung und Priorisierung menschenrechtlicher und ausgewählter umweltbezogener Risiken in eigenen Geschäftstätigkeiten, Produkten/Services und in der Lieferkette (Schweregrad, Wahrscheinlichkeit, Einflussmöglichkeiten).

Fokus auf Hochrisikofälle (z. B. Schutz vulnerabler Gruppen, Sicherheit & Privatsphäre, Arbeitsrechte, Zwangs- und Kinderarbeit, Diskriminierung, Versammlungs-/Meinungsfreiheit, Landrechte, Gesundheitsrechte).

  1. 4.2 Prävention & Minderung.

„Privacy- & Human-Rights-by-Design“ in Produkten/Services; technische und organisatorische Schutzmaßnahmen; Auditierbarkeit; Data-Minimization; menschenrechtliche Design-Reviews. (Ansatz angelehnt an PCL-Engineering mit systemischer Rechenschaftspflicht.)

Lieferanten- und Geschäftspartneranforderungen (Code of Conduct, vertragliche Zusicherungen, Auditrechte, Schulungen, Korrekturmaßnahmen).

  1. 4.3 Bewertung neuer Use-Cases / Deals.

Vorvertragliche Risiko-Scans (Sektor, Land, Endverwendung, Kundentyp, Finanzierungsquellen, Sanktions-/PEP-Prüfung).

„Go/No-Go“-Kriterien (siehe Abschnitt 6) und dokumentierte Entscheidung im HRPEC. (Inspiration: proaktive Kundenscopings & Grenzen / „Walk-away“-Praxis.)

  1. 4.4 Reaktive Maßnahmen.

Verfahren für Verdachtsfälle von Fehlgebrauch/Schädigungen: Untersuchung, temporäre Einschränkungen, Abhilfevereinbarungen bis hin zur Suspendierung/Beendigung der Beziehung. (Leitmotiv: Einsatz aller verfügbaren Mittel bis hin zur Kündigung.)

  1. 4.5 Wirksamkeitskontrolle & Reporting.

KPIs (siehe Abschnitt 12) und jährliche Berichte im LkSG-/Modern-Slavery-Kontext.

 

  1. 5) Grundsätze & rote Linien

Nulltoleranz gegenüber Zwangs-/Kinderarbeit, Menschenhandel, Folter, grausamer/erniedrigender Behandlung, systematischer Diskriminierung, schwerwiegenden Einschränkungen von Meinungs-/Presse-/Versammlungsfreiheit, massenhafter illegaler Überwachung ohne Rechtsgrundlage und rechtsstaatlicher Kontrollmechanismen.

Pflichten in der Lieferkette. Wir erfüllen die Sorgfaltspflichten nach LkSG (angemessene Risikoanalyse, Präventions-/Abhilfemaßnahmen, Beschwerdeverfahren, Berichterstattung).

 

  1. 6) Geschäftspartner- & Kundensorgfalt (inkl. „No-Go“-Regelungen)
  2. 6.1 Onboarding-Pflichten.

KYC/AML, Sanktions- und Embargoprüfungen, PEP-Screening; Ownership-Transparenz; Verwendungszweck/Endnutzer-Prüfung (insb. für Finanz-/Zahlungs-, Sicherheits-, Luftfahrt- und Datenprodukte).

  1. 6.2 Verstärkte Prüfung bei Hochrisiko.

Länder/Regionen mit systemischen schweren Menschenrechtsrisiken, sensiblen Sektoren (Sicherheit, Überwachung, Extraktion), vulnerable Gruppen (Kinder, Migranten und Migrantinnen, indigene Gemeinschaften), Dual-Use-Anwendungen.

  1. 6.3 „No-Go“-Kriterien (nicht abschließend).

End-Use: nachweislicher Einsatz für schwere Rechtsverletzungen; illegale, nicht gerichtsfest überprüfbare Massenüberwachung; missbräuchliche Profiling-/Scoring-Verfahren ohne Garantien; Zwangsräumungen ohne rechtsstaatliche Verfahren; verdeckte Überwachung/gewaltsame Eingriffe ohne Schutzvorgaben.

End-User: sanktionierte Personen/Organisationen; Akteure mit dokumentierten schweren Verstößen ohne glaubhafte Remediation.

Konsequenzen: Ablehnung des Geschäfts; bei Verstößen Suspendierung/Kündigung.

 

  1. 7) Produkt- & Servicespezifische Zusagen (Auszug)

SCANDIC TRADE (Finanz-/Handelsdienstleistungen).

Zusage zu Anleger- Anlegerinnenschutz, fairer Vermarktung, Transparenz, Marktintegrität; besondere Schutzmechanismen für gefährdete Kunden- Kundinnen (z. B. Eignungs-/Angemessenheitsprüfungen, klare Risikohinweise, barrierearme Kommunikation).

Beachtung einschlägiger Finanzmarkt- und Verbraucherschutznormen; ggf. CySEC-Regulierung der zugrundeliegenden Plattform; strikte AML/CFT-Prozesse.

SCANDIC PAY (Zahlungsdienste & Crowdfunding).

Klar geregeltes Beschwerdemanagement und Verfahren für gefährdete Kunden (barrierefreie Kanäle, priorisierte Bearbeitung, Nachweisführung).

Transparente Entgeltmodelle; Sorgfalt gegen Finanzmissbrauch und Ausnutzung vulnerabler Gruppen.

SCANDIC FLY (Luftfahrt/Jet-Charter).

Vorrang von Sicherheit, Nicht-Diskriminierung und Würde aller Passagiere/Beschäftigten; Crew-Arbeitsrechte, Dienst-/Ruhezeiten, Schutz vor Belästigung; Routen- und Luftraum-Compliance; Achtung von Passagierrechten.

SCANDIC YACHTS (Yachtverkauf/-charter).

Sicherheits-, Flaggen- und Revierregeln, Crew-Arbeitsrechte (faire Verträge, Löhne, Unterkünfte), Kinderschutz, Anti-Belästigung; informierte Kunden und Kundinnen (Sicherheits-/Skipperpflichten).

SCANDIC ESTATE (Immobilien).

Respekt von Wohn-/Landrechten, faire Umsiedlungs-/Entschädigungsprozesse, Zugang für Menschen mit Behinderungen, Beteiligung lokaler Communities.

SCANDIC DATA (Medien/IT-Dienste).

Schutz von Presse- & Meinungsfreiheit, Sicherheit von Journalisten und Journalistinnen / Quellen; redaktionelle Unabhängigkeit; klare Trennung von Anzeigen/Content; Schutz personenbezogener Daten. (Kontext: Medienaktivitäten der LEGIER-Gruppe.)

SCANDIC TRUST (Treuhand-/Treuhanddienste).

Treuepflichten, Interessenkonflikt-Management, AML/CTF-Compliance, Schutz von Begünstigten und Vermögenswerten.

SCANDIC SEC (Sicherheitslösungen).

Menschenrechtskonforme Sicherheitskonzepte (Verhältnismäßigkeit, De-Eskalation, Schulungen, Dokumentation); besonderer Schutz von Privatsphäre und Versammlungsfreiheit bei Einsätzen.

 

  1. 8) Beschäftigtenrechte & Arbeitsbedingungen

Vereinigungsfreiheit & Tarifrechte, Nicht-Diskriminierung, Gleichstellung, faire Löhne, angemessene Arbeitszeiten, Arbeitsschutz.

Nulltoleranz gegen Zwangs-/Kinderarbeit, Menschenhandel und geschlechtsspezifische Gewalt.

Schulungen zu Menschenrechten, Anti-Diskriminierung, Belästigungsprävention und diversitätssensibler Führung.

 

  1. 9) Daten-, Privatheits- & Zivilfreiheitsgrundsätze

Privacy-by-Design: Datensparsamkeit, Zugriffstrennung, Zweckbindung, Protokollierung, regelmäßige DPIAs/FRIAs (Fundamental Rights Impact Assessments), Human-in-the-Loop bei sensiblen Entscheidungen.

Transparenz gegenüber Betroffenen; robuste Sicherheitsarchitektur; klare Rollen (Verantwortliche/Auftragsverarbeiter). (Ansatz inspiriert von PCL-Engineering und „accountability & oversight“.)

 

10) Beschwerdemechanismen, Hinweisgeberschutz & Zugang zu Abhilfe

Kanäle (mehrsprachig, barrierefrei):

Online-Portal (auch anonym), dedizierte E-Mail, Postadresse, Ombudsstelle / Hotline; Möglichkeit externer Meldung gem. EU-Richtlinie 2019/1937.

Schutz vor Repressalien, Vertraulichkeit, zügige Eingangsbestätigung und sachgerechte Untersuchung; dokumentierte Ergebnisse und Benachrichtigung.

Abhilfe. Maßnahmen reichen von Entschuldigung, Korrektur/Leistungsanpassung und finanzieller Wiedergutmachung bis zu strukturellen Änderungen (Prozesse, Schulungen, Technik), inkl. Maßnahmen in der Lieferkette.

 

11) Umsetzung: Prozesse, Verträge, Schulungen

Verträge: Menschenrechtsklauseln (Auditrechte, Abhilfe, Kündigung), Lieferantenkodex, Subunternehmer-Flow-downs.

Schulungen (jährlich, rollenspezifisch): Menschenrechte, Datenschutz/Sicherheit, AML/CTF, Produkt-Ethik, Beschwerdeverfahren. (Vergleichbar mit verpflichtenden Trainingsprogrammen aus Best-Practice-Modellen.)

 

12) Monitoring, KPIs & Berichterstattung

Kennzahlen (Beispiele):

Anteil abgedeckter Risikoanalysen (Geschäftsbereiche/Lieferketten),

Zahl/Typ/Behebungszeit von Beschwerden & Verdachtsfällen,

Audit-Coverage & Abhilfeerfolge,

Trainingsquote,

Umsetzungsgrad technischer Schutzmaßnahmen (Auditierbarkeit, Protokollierung, DPIAs).

Berichte. Jährlicher Menschenrechts-/LkSG-/Modern-Slavery-Bericht; interne Quartals-Updates an Geschäftsführung/Aufsicht.

 

13) Transparenz & Stakeholder-Dialog

Proaktiver Dialog mit Betroffenen, Zivilgesellschaft, Brancheninitiativen und Expert:innen (u. a. über den externen Beirat; Leitidee: kontinuierliche Vordenkerrolle und Austausch).

 

14) Eskalation & Konsequenzen

Verstöße führen – je nach Schwere – zu Korrekturmaßnahmen, Suspendierung oder Kündigung von Mitarbeiter-, Lieferanten- oder Kundenbeziehungen; Strafverfolgung wird unterstützt. (Vergleichbare Praxis, bis hin zur Beendigung von Kundenbeziehungen, ist international anerkannt.)

 

15) Inkrafttreten, Überprüfung & Veröffentlichung

Diese Politik tritt mit Veröffentlichung in Kraft, wird mindestens jährlich sowie anlassbezogen (z. B. Gesetzesänderungen, neue Risiken) überprüft und gruppenweit veröffentlicht.

 

Kontextauszüge zu Marken & bereits veröffentlichten Selbstverpflichtungen (Belege)

Compliance-Framework & Beschwerdewege LEGIER (inkl. Ansprechpartner, Ombudsperson, Kontaktangaben).

Modern Slavery Statement der LEGIER-Gruppe (u. a. Tätigkeitsprofil, Lieferkettenbewertung, jährliche Aktualisierung).

SCANDIC TRADE – Handelsinstrumente/Angebot, Hinweis auf CySEC-Regulierung der zugrundeliegenden Plattform.

SCANDIC PAY – Beschwerdemanagement & Schutz „gefährdeter Kunden“

SCANDIC FLY – Luftfahrt-/Charterfokus (Sicherheit, Diskretion, globale Verfügbarkeit).

SCANDIC YACHTS – Yachtverkauf/-charter, integrierter Markenverbund, Dienstleistungen & Sicherheitsfokus.

SCANDIC DATA – Medienaktivitäten (Hinweis auf 115 eigene Zeitungen im Konzernkontext).

SCANDIC SEC – Sicherheitslösungen (Leitbild).

UN-Leitprinzipien / LkSG / EU-Whistleblowing-Richtlinie – Referenzrahmen dieser Politik.

 

Anhang A: Mindestanforderungen an Lieferanten & Geschäftspartner (Kurzfassung)

Rechts- & Standardkonformität: Einhaltung anwendbarer Gesetze, UNGP, ILO-Kernnormen, LkSG-kompatible Prozesse.

Arbeitsrechte: Verbot von Zwangs-/Kinderarbeit, Diskriminierung; Gesundheit & Sicherheit; rechtskonforme Arbeitszeiten/Entlohnung.

Beschwerdeverfahren: Wirksame, anonyme Kanäle; Schutz vor Repressalien; Kooperation bei Untersuchungen.

Transparenz: Offenlegung relevanter Produktionsstätten/Subunternehmer; Mitwirkung bei Audits.

Daten/Privatsphäre: Schutz personenbezogener Daten; Privacy-by-Design; Sicherheitsstandards.

Eskalation: Abhilfe binnen definierter Fristen; bei Weigerung Suspendierung/Kündigung.

 

Anhang B: Entscheidungsraster „Go/No-Go“

Sektor/Land/Endverwendung → Risiko-Score → HRPEC-Freigabe erforderlich?

Schutzmaßnahmen (vertraglich/technisch/organisatorisch) ausreichend?

Rest-Risiko vertretbar? Falls neinNo-Go / ggf. Exit-Plan; falls ja → Auflagen, Monitoring, Review-Zeitpunkte. (In Anlehnung an bewährte Scoping-Prozesse.)

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